Mehr als 70 Verantwortliche aus der Berufsbildungspraxis waren in das Haus der Berufsbildung der IHK Rhein-Neckar gekommen, um sich in drei parallel stattfindenden Workshops über innovative Anwendungsmöglichkeiten digitaler Medien in der beruflichen Aus- und Weiterbildung zu informieren. Begrüßt wurden sie von Manfred Schnabel, Präsident der IHK Rhein-Neckar, und Katja Stamm, Vertreterin des BMBF. Schnabel attestierte digitalen Medien die Fähigkeit, bei der Vermittlung von Lerninhalten für große Fortschritte sorgen zu können und gleichzeitig Ausbildungspersonal zu entlasten. Die Themen Digitalisierung und berufliche Bildung bezeichnete er, mit Blick auf die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft, als entscheidend - schließlich erfasse die "Digitalisierungswelle" auch tradierte Berufe. Stamm unterstrich bei der Eröffnung der Roadshow-Etappe die Bedeutung, die der Transfer von Projektergebnissen und Projekterkenntnissen in die Ausbildungspraxis hat. Diesen Prozess zu unterstützen sei das erklärte Ziel der BMBF-Roadshow "Digitale Medien im Ausbildungsalltag", die 2016 ins Leben gerufen wurde.

Veranstalter/-innen und Referenten der 15. Etappe der BMBF-Roadshow "Digitale Medien im Ausbildungsalltag" am 28. März 2019 in Mannheim (v.li.): Udo Petruschkat (BBZ Kreishandwerkerschaft Märkischer Kreis), Rolf Wyss (Gewerbliches Berufs- und Weiterbildungszentrum St. Gallen), Stefan Hauck (Heidelberger Druckmaschinen AG), Elisa Bruhn (BIBB), Michael Härtel (BIBB), Dr. Markus Schäfer (Hönne Berufskolleg), Manfred Schnabel (IHK Rhein-Neckar), Katja Stamm (BMBF), Harald Töltl (IHK Rhein-Neckar), Olaf Aschmann (Kompera GmbH), Max Zollenkopf (Kompera GmbH) und Thomas Hagenhofer (Zentral-Fachausschuss Berufsbildung Druck und Medien)
Nach einer kurzen Einführung zu den Anwenderworkshops durch Elisa Bruhn, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB), erhielten die Teilnehmenden in Mannheim die Gelegenheit, drei ausgewählte Medienkonzepte aus dem BMBF-Förderprogramm "Digitale Medien in der beruflichen Bildung" selbst zu erproben. Mithilfe der Workshops erfuhren sie zudem, wie sie die präsentierten Konzepte und digitalen Produkte in ihre Arbeitsbereiche übertragen können. Die Best-Practice-Fallbeispiele, die im Rahmen der Roadshow-Etappe am 28. März präsentiert wurden, waren: Kfz4me, KeaP digital und Social Virtual Learning.

In allen Workshops zeigten die Projektverantwortlichen die Mehrwerte digitaler Medien in der beruflichen Aus- und Weiterbildung auf und stellten Konzepte vor, die sich bereits in der Praxis bewährt haben. Die Teilnehmenden konnten dabei individuelle Fragen an die Referenten richten.
Inhalte der Workshops
Workshop I: Kfz4me – Erstellung und Nutzung von Erklärvideos zur Entwicklung von Medien-, Sprach- und Sachkompetenz

Im Mittelpunkt des Projekts Kfz4me stehen Erklärvideos. Auszubildende sollen durch die Konzeption und Produktion von kurzen, informativen Beiträgen ihre Fach- und Medienkompetenz sowie ihre Ausdrucks- und Schreibfähigkeit verbessern. In Mannheim stellten die Referenten Dr. Markus Schäfer (Hönne Berufskolleg Menden) und Udo Petruschkat (BBZ Kreishandwerkerschaft Märkischer Kreis) den Workshop-Teilnehmenden das Konzept, das auch unter dem Begriff "Designorientierung" bekannt ist, vor. Entstanden ist Kfz4me auf der Basis des BMBF-geförderten Projekts "Didaktische Parallelität und Lernortflexibilisierung" (DiPaL).
Mithilfe eines didaktischen Konzepts bearbeiten Auszubildende bei Kfz4me fachliche Aufgaben, erstellen Fachtexte und entwickeln schließlich einen MP4-Film, der unter freier Lizenz im Internet abrufbar ist. Durch die Veröffentlichung im Internet ist das Video auch für Nachnutzungsszenarien - im Modus des "Flipped Classroom" - verfügbar. Kfz4me integriert digitale Medien so in den Ausbildungsprozess, dass Auszubildende ihre Sach- und Sprachkompetenz entwickeln und sich gleichzeitig mit Fragen der Mediennutzung und Mediengestaltung auseinandersetzen.
Die Workshop-Teilnehmenden in Mannheim konnten sich davon ein Bild machen, indem sie selbst ein Erklärvideo erstellten. Daneben wurden die Themen Datenschutz und Urheberrecht diskutiert und die Teilnehmenden bekamen Informationen zu den technischen Voraussetzungen bei der Erstellung von Erklärvideos.

Workshop II: KeaP digital – Betriebliche Experten entwickeln digitale Lerneinheiten für Anlernprozesse am Produktionsarbeitsplatz

KeaP digital erweitert das bewährte Patenmodell bei der Einarbeitung neuer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Produktionsarbeitsplatz um digital unterstützte Lernformen. Das System ermöglicht mit einer IT-gestützten Lehr-Lern-Struktur, Anlernprozesse prozessorientiert aufzubereiten und zu digitalisieren. Erfahrene Fachkräfte erfassen implizites Wissen über Arbeitsprozesse explizit in digitale konfigurierte Lerneinheiten für Kolleginnen und Kollegen. Anzulernende können dann zeitlich flexibel auf die Inhalte der KeaP-Lernanwendung zugreifen und ihren Lernfortschritt dokumentieren. So können Mitarbeitende nachweisen, was sie bereits erlernt haben und sich gegebenenfalls für neue Aufgaben im Unternehmen qualifizieren.
In Mannheim stellten Olaf Aschmann und Max Zollenkopf (beide Kompera GmbH) KeaP digital vor. Die Workshop-Teilnehmenden lernten dabei die Bedienung der KeaP-Lernanwendung kennen und bereiteten einen Anlernprozess exemplarisch auf. Die KeaP-Lernaufgaben bestehen aus einem Lernziel, Aufträgen und Lernmaterialien wie z.B. Dokumenten, Videos oder Bildern.
Workshop III: Social Virtual Learning – Gemeinsames Lernen in der virtuellen Realität

Social Virtual Learning – kurz SVL – befähigt zum selbstbestimmten Lernen in einer Virtual Reality-Umgebung. Auf diese Weise ermöglicht die Anwendung völlig neue Interaktions- und Kollaborationskonzepte und trägt dazu bei, praxis- und arbeitsplatznahe Lernerfahrungen in der beruflichen Aus- und Weiterbildung zu ermöglichen – unabhängig davon, welche Maschinen an einem bestimmten Lernort verfügbar sind. Im Mittelpunkt steht bei SVL, das auf der Anwendung Social Augmented Learning (SAL) aufbaut, das handlungsorientierte Lernen.
Im Workshop Social Virtual Learning bekamen die Teilnehmenden die Gelegenheit, in die Rolle eines virtuellen Monteurs zu schlüpfen, der Reparaturarbeiten an einer komplexen Druckmaschine durchführt. Den SVL-Workshop in Mannheim leiteten Thomas Hagenhofer (Zentral-Fachausschuss Berufsbildung Druck und Medien) und Stefan Hauck (Heidelberger Druckmaschinen AG). Unterstützt wurden sie von Rolf Wyss vom Gewerblichen Berufs- und Weiterbildungszentrum St. Gallen, der SVL im Ausbildungsalltag bereits einsetzt und über seine Erfahrungen mit der Anwendung zu berichten wusste.
- www.social-virtual-learning.de
- Eintrag in der Projektdatenbank
- Workshop-Präsentation
- Präsentation Heidelberger Druckmaschinen AG
Kontakt
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